
(c) KiWi
Heute vor 30 Jahren wurde der Welt vor Augen geführt, dass auch eine ‚zivile‘ Nutzung der Atomkraft keineswegs sicher ist, sondern ebenso zu Tod und Verderben führt, wie die militärische. Doch Tschernobyl war nicht der erste und nicht der letzte GAU.
Dieses Buch, dass vor Jahren eher zufällig zu mir kam, erzählt detailliert die Geschichte des nuklearen Zeitalters. Es führt uns vor Augen, dass eine zivile Nutzung nie ohne die militärische zu haben war, ist und sein wird. Stephanie Cooke hat intensiv recherchiert und schildert bekannte Katastrophen ebenso wie verschwiegene und solche, bei denen wir harscharf am Unglück vorbeigeschrammt sind. Wir erfahren von Verstrickungen der Industrie mit dem Militär, von dubiosen Geschäften und der allgegenwärtigen Gefahr der schmutzigen Bombe. Es geht, wie so oft, auch hier um Macht.
Das Ganze klingt jetzt vielleicht etwas trocken, ich kann euch aber versichern, dass das Buch spannend ist wie ein Thriller, wie eine Mischung aus Spionage- und Wirtschaftskrimi. Trotz der unglaublichen Fülle an Informationen wurde mir bei der Lektüre nie langweilig. Wohl auch, weil das ein Thema ist, das uns alle immer beschäftigen sollte. Nicht nur an Jahrestagen, sondern immer wieder. Atom ist eines der besten Sachbücher, die ich bisher gelesen habe!
Die allgegenwärtige Gefahr wird ignoriert, es werden marode Reaktoren wieder in Betrieb genommen, wie gerade wieder in Belgien geschehen. Ja es gibt sogar Länder, die neue Atomkraftwerke planen und bauen – auch mit deutscher Beteiligung (soviel zum deutschen Atomausstieg!)
30 Jahre Tschernobyl und wir haben nichts gelernt. Erschreckend!
ISBN 9783462043730
Erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, April 2011
Aus dem Englischen übertragen von Hans G. Holl
Originaltitel: In mortal hands
592 Seiten, Taschenbuch
€ 9,99
Auch erhältlich zum digitalen Lesen.
Was jeder tun kann:
Wenn ihr lieber was belletristisches zum Thema Tschernobyl lesen wollt, empfehle ich Mechthild Borrmanns ‚Die andere Hälfte der Hoffnung‘.
Und jetzt werden auch noch die Energiekonzerne die sich dumm und dusslig verdient haben an den Altmeilern aus der (finanziellen) Verantwortung entlassen für ein Nasenwasser. Zu verdanken haben wir das den gewählten Dienern des Volkes. Welchem Volk dienen die nur, frage ich mich da immer.